13. November 2019: 8. Prozesstag

Heute werden drei Zeug*innen zum sogenannten „Probelaufs auf der Chemnitzer Schloßteichinsel vernommen. Dabei schildert ein Zeuge, wie er von den Angreifern geschlagen worden ist. Der Prozesstag endet aber eher als geplant, da sich der Angeklagte Sven We. nicht wohl fühlt.

Zu Beginn des neunten Verhandlungstages legt die Verteidigung Christian K. Widerspruch gegen die Auswertung des Telegram-Chats ein. Drei weitere Rechtsbeistände der Angeklagten schließen sich dem Antrag an.

Dann beginnen die Vernehmungen. Als erstes wird heute ein 17-Jähriger Zeuge der Vorkommnisse auf der Schloßteichinsel vom 14. September 2018 gehört. Er gibt an, mit seiner damaligen Freundin am Schloßteich gewesen zu sein. Im Verlauf des Abends seien „circa 10 schwarz Gekleidete“ auf sie gekommen und hätten verschiedene Fragen gestellt: „Seid ihr deutsch?“, „Wer ist auf der Schloßteichinsel?“, „Seid ihr Linke?“ Der Zeuge erklärt, in dieser Situation unvermittelt geschlagen worden zu sein. Der Angeklagte Marcel Wa. lacht während dieser Aussage. Der Zeuge fährt fort: Der erste Schlag sei fest gewesen, die weiteren konnte er dann ein „bissl geblockt.“ Richter Schlüter-Staats fragt nach, ob etwas politisches gefragt worden sei? Der Zeuge antwortet, dass gefragt worden sei, ob sie deutsch seien und ob sie zur linke Szene gehören. Auf die Frage, ob der Zeuge den Tathandlungen Gesichter zuordnen können, verneint er dies. Er wird unvereidigt entlassen.

Als nächstes kommt eine weitere Betroffene des „Probelaufs“. Sie bestätigt die Aussagen des ersten Zeugen und gibt an, dass sich die Beschuldigten nicht als Bürgerwehr ausgegeben haben und keine Ausweise forderten. Auch sie wird unvereidigt entlassen.

Danach wird die Zeugin Jennifer W. gehört. Sie befand sich mit einer größeren Gruppe auf der Schloßteichinsel, um den Geburtstag eines Freundes zu feiern. Die Zeugin berichtet, dass sich ihnen zuerst drei Männer näherten, ihre Ausweise forderten und sagten, dass sich alle unter 18 Jahren verpissen sollen. Währenddessen habe sich der Rest des „Mobs“ genähert. Diesen schätzte sie dann auf 20 bis 30 Personen. Sie gibt weiter an, dass sich „schon recht viele Streifenwagen am Schloßteich befanden“. Der Vorsitzende Richter hält ihr vor, dass jemand aus ihrer Gruppe der mutmaßlichen Bürgerwehr gesagt habe, sie solle lieber die da, eine Gruppe grillender Ausländer, kontrollieren sollen, da Grillen hier nicht gestattet sei.“ Die Zeugin erklärt, dass das wohl geschah, „um von sich abzulenken.“ 

Die Verteidigung des Sven We. beantragt eine Pause, da es ihrem Mandanten wieder nicht gut gehe. Nach der kurzen Pause befragen die Anwält*innen der Angeklagten die Zeugin. Auf die Fragen der Verteidigung Tom Wo. interveniert Richter Schlüter-Staats, da diese nicht auf den Punkt kommen. Zudem wird versucht zu erfragen, ob „die Ausländer“ provoziert hätten. Die Zeugin verneint das. Die Verteidigung von We. Beantragt wieder die Vertagung, da der er „nicht mehr folgen könne“. Nach weiteren kurzen Fragen an die Zeugin, die zu nichts führen, wird sie unvereidigt entlassen und der Prozesstag beendet.